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Marianna Shirinyan

"Gold glänzendes Collier großer Klavierkunst"

Alsfeld Musik Art: Letztes Konzert der Saison mit Preisträgerin Marianna Shirinyan - Werke von Mozart, Ravel und Chopin

Alsfeld. Beim 55. Internationalen Musikwettbewerb der ARD ist Marianna Shirinyan förmlich mit Auszeichnungen überschüttet worden: 2. Preis der Jury, Publikumspreis, Sonderpreis des Münchener Kammerorchesters und Brüder-Busch-Preis – all diese Titel konnte die armenische Pianistin vergangenes Jahr auf sich vereinen. Warum, demonstrierte die 28-Jährige am Samstagabend zum Abschluss der 18. Saison von „Alsfeld Musik Art“ filigran: 200 Konzertgäste im kleinen Saal der Stadthalle dankten mit donnerndem Applaus.
„Nicht nur technisch phantastisch, sondern auch mit viel Seele“, so beschrieb Robert Kleist, Mitglied der hr2-Kammermusikredaktion, in seiner Begrüßung Marianna Shirinyans Spiel. Die folgenden knapp zwei Stunden belegten, wie recht Kleist mit seiner Einschätzung hatte: Die junge Armenierin – international anerkannte Konzertpianistin und Kammermusikerin – verzauberte das Publikum mit virtuosen Klavierklängen. Komplett ohne Notenvorlage, dafür mit viel Herz und Courage fertigte Marianna Shirinyan beim ARD-Preisträgerkonzert in Alsfeld ein goldglänzendes Collier großer Klavierkunst.
Das dokumentierte die 28-Jährige bereits bei Mozarts vertrauter C-Dur-Klaviersonate KV 330. Wie selbstverständlich begab sie sich an den Flügel, um in der Fortdauer mit traumwandlerischer Perfektion die drei Sätze zu durchlaufen. Leichtfüßig und ohne überzogenen Habitus nahm sich die Pianistin den Motiven im „Allegro moderato“ an – manches Mal in forscherem Antlitz, aber im Wesentlichen mit guten Phrasierungen zwischen Mezzopiano und Mezzoforte. Mit ihrer Deutung des Einstiegssatzes schuf Marianna Shirinyan sensible Traumwelten: Viele im Publikum ließen zeitweilig den Kopf in den Nacken fallen und mit geschlossenen Augen zur Musik ihre Gedanken schweifen.
Das galt auch für das in F-Dur gehaltene „Andante cantabile“. Am schwarzen Steinway schuf die Pianistin, die seit drei Jahren in Dänemark lebt und Mitglied des ruhmreichen Esbjerg-Ensembles ist, große Gefühlsmomente: Die dynamischen Auffächerungen zu Beginn kostete sie mit großer Akkuratesse aus, entschieden setzte sie die vermerkten Triller. Auch im Übergang zur Moll-Passage blieb die Armenierin den Beweis ihres Könnens nicht schuldig.
Verspielt-couragiert nahm sie sich letztlich dem facettenreichen „Allegretto“ an: Zielstrebig steuerte sie auf die wilden Zweiunddreißigstel zu, deren wirbelnde Notation sie mit Bravour verinnerlichte. Minimale Verzögerungen und intelligenter Pedaleinsatz kennzeichneten das Gewand ihrer Interpretation, bei der die geballte Lebensfreude aus ihr herausbrach. Der Impressionist Maurice Ravel gedachte mit seinen Klavierwerken „Stücke von transzendenter Virtuosität“ zu schreiben. Diese Absicht schlägt sich im 1908 veröffentlichten Werk „Gaspard le la Nuit“ mit äußerster Drastik nieder: Schier unerhört ausgefallene Wendungen finden sich in seiner vielschichtigen Klavierkomposition. Deren Ästhetik nahm sich Marianna Shirinyan mit hoher Konzentration und viel Liebe zum Detail an.Verschwimmende Passagen, Turbulenzen im Aufbau der Spannungsbögen und kaum geglättete Skepsis in der „Ondine“ bereiteten ihr ebenso wenig Schwierigkeiten wie die bohrend-stoische Wiederkehr der B-Oktave als pianistischer Pulsschlag und roter Faden des „Le Gibet“. Ihren makellosen Anschlägen hafteten in jenem zweiten Satz Schwermut, Ausweglosigkeit und sogar ein Schuss Laszivität an. In rauschendem Tempo prägte sie im finalen „Scarbo“ den Charakter einer interpretatorisch inszenierten Verfolgung. Durchdringend, pochend und willentlich reizte die gebürtige Eriwanerin das ganze Spektrum der Tonalität und Klaviatur aus.
Das Scherzo als Emanzipation zum Charakterstück präsentierte Marianna Shirinyan im zweiten Teil des Abends: Vier ausladende Scherzi aus der Feder Frédéric Chopins standen auf dem Programm. Die mächtigen Anschläge zu Beginn des h-Moll-Scherzos op. 20 lockten das Publikum auf eine falsche Fährte: Im Nebeneinander der rastlosen Akkordmotive und scheinbarer Idylle blieben kaum Oasen kompositorischer Ruhe. Der Vorgabe „Presto con fuoco“ nahm sich die Künstlerin prämissengerecht an.
Zunächst tief romantischer Couleur war das b-Moll-Scherzos op. 31 – mit einprägsamen Motiven zu Beginn und erstaunlich gewaltigen Wendungen, die das Publikum beinahe applaudieren ließen. Marianna Shirinyan reizte das gesamte Portfolio der Dynamik aus. Warum Chopin selbst das Scherzo mit einer „grabesähnlichen Atmosphäre“ beschrieb, dieses Geheimnis konnte auch die Pianistin nicht lösen.
Gemalte Miniaturen und perlende Stürze, jeweils in Szene gesetzt mit großzügigem Pedaleinsatz, prägten das kokette cis-Moll-Scherzo op. 39. Grazil hauchte die Künstlerin letztlich über die Tasten im E-Dur-Scherzo op. 54, einer Spätkomposition des Polen. Das träumerische Trio, Terzentriller und bunt gesetzte Modulationen führten zum schwungvollen Finale eines Werkes, dessen grundoptimistische Färbung nur selten durchblitzte.
Nach knapp zwei Stunden jubelte sich das Publikum noch zu zwei Zugaben. hr2 hat das Konzert aufgezeichnet, ein Sendetermin steht noch nicht fest. Die 19. Spielzeit von „Alsfeld Musik Art“ soll am 1. Oktober 2007 beginnen.




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Foto: hr-brass

"Mozart Impossible" oder nichts ist unmöglich

Alsfeld Musik Art: hr-Brass spannt musikalischen Bogen in der Stadthalle

Kassel. hr-Brass sind die Blechbläser des Radiosinfonieorchesters des Hessischen Rundfunks und allesamt in Alsfeld keine Unbekannten. Zusammen mit ihrem Orchester gehören sie zu den musikalischen Stammgästen in der Stadthalle, doch jetzt waren sie in zwölfköpfiger Besetzung als eigenständige Besetzung hier zu Gast.
"Ich hoffe, es sind nicht zu viele Streicher hier im Publikum", scherzte Posaunist und Moderator Klaus Bruschke schon zu Beginn, "denen könnte es sonst vielleicht zu laut werden." Mit einem gemessenen Schuss Ironie führte er sodann durchs Programm, das auch in seiner musikalischen Auswahl und Umsetzung unhörbar blechbläserisch ironisch angelegt war. Eine Ouvertüre zu Beginn folgte da noch ganz und gar der üblichen Konzerttradition, wenn auch das Arrangement des Fledermausvorspiels von Johann Strauß für eine reine Blechbläserbesetzung durchaus einige klangliche Überraschungen bot.
Edvard Elgars "Nimrod" aus den Enigma Variationen zeigte dann die Mehrdimensionalität des klanglichen Spektrums. Hier und im Zusammenhang mit der nächsten Komposition, nämlich Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge über B-A-C-H, ist Arrangeur und Ensemblemitglied Hans-Reiner Schmitt zu erwähnen, der sämtlichen Werken des Abends seinen ganz persönlichen und sehr treffenden Stempel aufdrückte, zunächst als Bearbeiter und später im Programm dann auch als Solist und Euphonium. Bachs Orgelwerk offenbarte in der Bläserinterpretation ganz neue musikalische Zusammenhänge, die beim Hören in traditionelle Besetzung verborgen bleiben, und die Bach auch nach nahezu 300 Jahren noch als modernen Komponisten ausweisen.
Als Solist am Flügelhorn interpretierte Jürgen Ellensohn das "Concerto d`Aranjuez" von Joaquín Rodrigo, womit er seine und die emotionale Ausdruckskraft des Ensembles unter Beweis stellte. Virtuosität an zwei Hörnern boten Charles Petit und Michael Armbruster mit dem Rondo aus Wolfgang Amadeus Mozarts 3. Hornkonzert, und mit "Viva Verdi", einem Medley aus Verdi-Schlagern, ging es beschwingt in die Pause.
Ein Blick ins Programmheft ließ für die zweite Konzerthälfte ein homogenes Repertoire erwarten, waren doch ausschließlich Mozartkompositionen angekündigt. Spätestens mit der Interpretation des Adagios aus dem A-Dur Klarinettenkonzert für Euphonium gepaart mit Ravels "Bolero" war jedoch klar, dass diese Programmhälfte, mit der sich jedes Streicherensemble ernsthaft auseinandergesetzt hätte, ganz im Zeichen blechbläserischen Humors stand: Mozart mit Ravel, Mozart mit James Bond, Mozart Impossible, Mozart Latino, Swinging Mozart ( vor allem dank Schlagzeuger Burkhard Roggenbruck) sind Assoziationen, die das Programm besser beschreiben als die Titel im Programmheft. Das Publikum stieg darauf ein und applaudierte begeistert, was ihm sogleich noch den "Türkischen Marsch" einbrachte, ein Stück, mit dem schon Mozart seinerzeit zeigte, dass er gerne Grenzen überschritt.




Tiefe Ergriffenheit nach Mozarts Requiem

Alsfeld Musik Art: Singkreis und Kammerorchester boten mit Solisten und Kammerorchester eine umjubelte Aufführung des Spätwerks

Alsfeld (nst). Um kaum eine andere Komposition ranken sich in der Musikgeschichte so viele Mythen wie um Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem. Noch auf dem Totenbett soll der Komponist an seinem Auftragswerk gefeilt haben. Bis heute ist ungeklärt, wie viel Anteil Mozart wirklich an seinem posthum veröffentlichten Requiem hat. Der Konzertchor Alsfelder Singkreis und das Kammerorchester nahmen sich am Sonntagnachmittag einem der letzten großen Rätsel der Musik an. 600 Konzertgäste waren von der Darbietung tief ergriffen.
Auf diesen Moment hatten Alsfelds Musikliebhaber vier Monate warten müssen: Ursprünglich hatten die Macher der Konzertreihe „Alsfeld Musik Art“ die Aufführung des d-Moll-Requiems für das Mozartjahr 2006 vorgesehen – pünktlich zum 250. Geburtstag des Wiener Komponisten. Eine Erkrankung des Konzertdirigenten hatte das Konzert seinerzeit im Oktober jedoch unmöglich gemacht. Damals waren Pianist Wolfgang Kühnl und Klarinettist Matthias Glander für die lokalen Musikformationen eingesprungen. Das „Requiem“ wich in den Februar, in Mozarts 251. Geburtsjahr - und der Mythos wich mit.
Im Juli 1791, fünf Monate vor seinem Ableben, hatte Mozart ein anonymes Schreiben erhalten, in dem eine „Seelenmesse“ in Auftrag gegeben wurde. Mozart blieb es nicht vergönnt, einen seiner letzten Aufträge selbst zu Ende zu bringen: Er verschied am 5. Dezember 1791. Erst sein Schüler Franz Xaver Süßmayr stellte das Requiem im Februar 1792 fertig. Danach verwischen sich viele Spuren. Umstritten ist und bleibt vor allem, wie viel Anteil Mozart wirklich an den Sätzen „Sanktus“, „Benedictus“ und „Agnus Dei“ zugesprochen werden darf. Noch heute fahnde die Musikwissenschaft „mit kriminalistischer Präzision nach Spuren Mozartschen Gedankengutes“ in jenen Sätzen, wie die Musikwissenschaftlerin Brigitta G. Hermann im Programmheft feststellt. Am Sonntagnachmittag widmeten sich die rund 100 Mitwirkenden mit profundem Können diesem Kleinod klassischer Musikhistorie. 600 Gäste in der restlos ausverkauften Dreifaltigkeitskirche – einige Interessierte blieben an der Abendkasse glücklos – spendeten Chören, Dirigenten und den vier Solisten minutenlangen Beifall. Der Applaus setze erst mit einigen Sekunden Verzögerung ein und dokumentierte, wie ergriffen das Auditorium von diesem glaubhaften Zeugnis tiefer Gottgläubigkeit war.
Konzertchorleiter Thomas Walter hatte seine Sänger gewissenhaft auf das herausfordernde Gesamtvorhaben vorbereitet. Bass, Alt, Tenor und Sopran glänzten mit schlüssigen Wort-Ton-Verhältnissen, bereits im „Introitus“ mit der Wendung „Et lux perpetuat luceat eis“(Das ewige Licht leuchte ihnen) und auch im glaubwürdig gefassten „Dies irae, dies illa“ in der Sequenz. Keine Kompromisse ließen die Sänger auch im „Kyrie“ gelten: Hier zeugten effektvolle Zäsuren mit großem Nachhall vom beachtlichen Leistungsvermögen der Protagonisten. Walter wählte dazu ein couragiertes Dirigat.
Aus der Defensive heraus definierte das Kollektiv “Lacrimosa“ – jenen Satz, über den Gelehrte bis heute am vehementesten streiten, weil Mozarts Handschrift nach dem achten Takt plötzlich abbricht. Chor und Orchester hielten „Lacrimosa“ als dynamisches Ganzes mit einem charaktervollen „Dona eis requiem“ (Schenk den Toten ew`ge Ruh). Unterdessen glänzte das Kammerorchester im Requiem mit selbstlosen Passagen, dynamisch-energischen Entwicklungen und angemessenem Ausdruck: pompös die Pauke im „Dies irae“, schlüssig der Blechblasapparat zu „Tuba, mirum spargens sonum“.
Auswärtige Solisten bereicherten die Aufführung des Requiems. Den umfangreichsten Part hatte Sopranistin Christine Brenk (Mannheim) zu stemmen: Sie legte ausdrucksstarkes Timbre an den Tag. Im „Introitus“ ging dies mitunter auf Kosten der Wortverständlichkeit, später glänzte sie mit starken Parts im „Tuba mirum“ und „Recordare“. Alexandra Gießler (Mainz) definierte ihren Mezzosopran klar und deutlich. Die gebürtige Marburgerin überzeugte mit kunstvollen Wendungen und guter Vokalformung. Im „Benedictus“ blieb sie allerdings etwas blass.
Tenor Benedikt Bach (Frankfurt/Main) fiel in der Dynamik zunächst gegenüber seinen Mitstreitern ab. Nach anfänglicher Verhaltenheit steigerte sich das frühere Mitglied der Limburger Domsingknaben zusehends, dem „Recordare“ gab er mutige Aussagen. Thomas Wiegand (Melsungen) trieb seinen kultivierten Bass mit bemerkenswert ausdauernder Atemtechnik voran. Er steuerte einen überzeugenden Part bei, lediglich im „Tuba mirum“ ließ er in der Schlusstonformung eine Unsauberkeit zu.
Mit Händels Orgelkonzert op. 4/1 hatten das Alsfelder Kammerorchester unter Leitung von Jörg Abel und Dekanatskantor Simon Wahby das Kirchenkonzert eröffnet. Hier hatten Orchester und Organist große Momente im Zusammenspiel: Sie durchwoben sich gegenseitig, nuancierten mit Bedacht und trumpften in den energischen Passagen mit Willen auf. Simon Wahby stellte in den schnellen „Allegro“-Parts seine technischen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis. Seiner Interpretation verlieh er in Teilen einen kessen Einschlag. Währenddessen arbeiteten die Streicher akribisch verschiedene barocke Facetten heraus .
Nach 75 Minuten endete ein für „Alsfeld Musik Art“ verhältnismäßig kurzes, aber nicht minder reizvolles Saisonkonzert. Am 24. März geht die Konzertreihe mit dem Beitrag der Blechbläser des Hessischen Rundfunks „hr-brass“ zu deren 20-jährigem Bestehen weiter.




Excellente Klanggemälde mit feinem Pinselstrich

Alsfeld Musik Art: Chagall-Quartett setzte Farbtupfer – Kammermusikalische Werke von Beethoven bis Haydn

Alsfeld. Der Name ist Reverenz und Verpflichtung zugleich. Einer der bedeutendsten Maler des Surrealismus – Marc Chagall - stand Pate, als sich 1999 an der Berliner „Hanns Eisler“-Hochschule für Musik eines der mittlerweile ambitioniertesten Streicherensembles der Nation formierte: das Chagall-Quartett. Samstagabend blieben die vier jungen Musiker bei „Alsfeld Musik Art“ nichts schuldig: Sie zauberten Klanggemälde mit feinem Pinselstrich. 180 Zuschauer im kleinen Saal der Stadthalle waren begeistert.
Abermals hatten die Macher der Konzertreihe in der 18. Spielzeit bei der Auswahl der Künstler ihren musikalischen Sachverstand unter Beweis gestellt. Mit drei Streichquartetten rechtfertigten Stefan Hempel (Violine), Holger Wangerin (Violine), Max Schmiz (Viola) und Jan Ickert (Violoncello) ihren Leumund, ein Streicherquartett von nationalem Rang zu sein. Auszeichnungen wie der „Boris-Pergamenschikow-Preis für Kammermusik“, der zweite Preis beim Internationalen „Joseph-Joachim-Kammermusikwettbewerb“ zu Weimar und eine Spitzenplatzierung beim Deutschen Hochschulwettbewerb 2004 untermauern den herausragenden Stellenwert des Chagall-Quartetts.
Joseph Haydns Streichquartett F-Dur op. 77/2, eines der letzten vollendeten Haydn-Quartette im Auftrag des Fürsten Lobkowitz, präsentierte die Streicher zum Auftakt von ihrer spielfreudigen Seite. Sinnliche Violinenmotive stellten sie nuanciert neben keck eingeworfene Celloparts. Dabei legten die jungen Musiker – allesamt gerade mal Mittzwanziger – beredtes Zeugnis ab von jener profunden Technik, die sie sich in ihrer Ausbildung an der renommierten Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ angeeignet haben. Bei ihrem Streben nach Präzision und kompositorischen Höhepunkten in der Durchführung der drei Themen im „Allegro moderato“ verzogen Hempel, Wangerin, Schmiz und Ickert keine Miene.
Zunächst aus der Defensive argumentierte das Chagall-Quartett das „Menuett – Presto“. Violinist Stefan Hempel (Leipzig) wartete mit verschnörkelt-kunstvollen Definitionen auf, während Cellist Jan Ickert (Frankfurt) geschickt verschleppte. Die träumerischen Anwandlungen hielten die vier Musiker allenfalls in feinem Mezzopiano – schwärmerisch, noch mit decrescendierenden Elementen wahrten sie die Werkprämissen. Wiederkehrende Erwiderungen fand Violinist Holger Wangerin (Lübben) auf die 1. Violine. Prägend für den Gesamtausdruck war die ausschweifende Coda mit Beethoven’schen Anlehnungen.
Wirkungsvolle Fermaten setzte das Quartett im in D-Dur-gehaltenen „Andante“. Hier hatte Max Schmiz (Trier) mit seiner Viola schillernde Sekunden: Großer Gestus wohnte seinen Parts inne. Ein voluminöses Crescendo trieben die vier Musiker zu einem Trugschluss. Mit Verve riefen sie letztlich ihr Leistungsvermögen im forschen Schluss-„Vivace assai“ ab. Die Angemessenheit des forschen Duktus zeigte sie als wahre Könner ihres Metiers und brachte ihnen viel Beifall ein. Als Kontrast zu den vertrauten Haydn-Klängen setzte das Chagall-Quartett ungarischen Frühexpressionismus: Béla Bartóks Streichquartett Nr. 1 op. 7. Ein Freund Bartóks umschrieb die 1910 uraufgeführte Komposition als „intimes Drama, eine Art Rückkehr ins Leben vom Rande des Nichts.“ Derartige Lebenswelten erschlossen die vier Künstler mit bedingungsloser Einlassung: zehrend-wimmernd die Soloviolinen zu Beginn, eine Nuance Theatralik, malerische Streicherlandschaften als Reminiszenz an den Namensgeber.
Die zermürbende Ausdruckskraft einer zerzausten Komposition, die sich aus dem „Lento“ heraus in Dynamik, Tempo und Diktion gleichermaßen entwickelt, zeichnete das Chagall-Quartett mit ungeheurer Tiefenschärfe nach. So geriet die werkimmanent hohe Anspannung unmittelbar: Facetten des „Lento“ und Folge-„Poco a poco accelerando all’allegretto“ hüllten sie in kämpferisches Antlitz. Ein aufbrausendes Kollektiv und packende Cellosoli forcierten sie durch stürmische Turbulenzen hindurch bis ins „Allegro vivace“ mit Folkloreanleihen und rondoähnlich entlehnten Momenten.
Ludwig van Beethovens Streichquartett e-Moll op. 59/2, das zweite Rasumovsky-Quartett für den damaligen russischen Botschafter Graf Rasumovsky, ließ das Chagall-Quartett im zweiten Abendteil nochmals groß auftrumpfen. Mit ausladender Fülle, hoher Kunstfertigkeit und prämissengerechter Umsetzung fassten Hempel, Wangerin, Schmiz und Ickert das Werk als Perle klassischer Streicherkunst, der erst posthumer Ruhm vergönnt war. Die agile Umsetzung eines verschleiert dunkelgrau anmutenden „Allegro“ benötigte ein hohes Maß an Feinabstimmung und zeigte das Quartett in völliger Einigkeit.
Jenen Satz, der Beethoven laut Carl Czerny beim Philosophieren über die Harmonien der Sphären im Sternenhimmel eingefallen sein soll, kleideten die Musiker in romantisch-keusches Antlitz: „Molto adagio“. Die verträumt-zierliche Musikalität verinnerlichten sie mit der kompositorisch anheim gestellten besonders starken Empfindung, aber auch mit der nötigen Strenge und Absolutheit im Ausdifferenzieren der Werkprämissen. „Molto adagio“ mündete in einem aufgefächerten, ausgereizten Schlusspunkt.
Rhythmische Finessen erforderten die ganze Konzentration aller Beteiligten im „Allegretto“. Ein Feuerwerk sprudelnder Spielfreude zündete das Chagall-Quartett abschließend im „Presto“, dessen sie sich im streicherischen Galopp annahmen. Kaum enden wollender Beifall animierte das Chagall-Quartett noch zu einer Zugabe.




Ein Volltreffer ohne wenn und aber

Alsfeld Musik Art: Auftritt des Streichquintetts "Ensemble Concertant Frankfurt" und des Pianisten Gianluca Luisi begeisterte.

Alsfeld (la). Dem Reigen konzertanter Darbietungen auf hohem Niveau wurde am Sonntagnachmittag in der Alsfelder Stadthalle mit den Auftritten des Streichquintetts "Ensemble Concertant" und vor allem des internationalen Spitzenpianisten Gianluca Luisi (Bergamo) ein weiterer edler Musikstein hinzugefügt. Streicher und Pianist musizierten vor gut 150 begeisterten Konzertbesuchern, sich dabei synergetisch zu einer Darbietung der Extraklasse befruchtend, beim zweiten Konzert von Alsfeld Musik Art 2006/2007: ein Volltreffer ohne wenn und aber. Den Interpreten gelang es dabei, mit Kammermusik der Klassik, die nicht dem breiten Pfad üblicher Konzerte dieses Genres zuzuordnen ist, im melodiösen Wechsel von samtweichen Streicherklängen des Quintetts bis hin zu fulminanten Staccato-Akkorden auf dem Klavier - gepaart mit unglaublicher Virtuosität des Solisten - das Auditorium zu Beifallsstürmen hinzureißen. Zur Aufführung gelangten das 7. Streichquintett E-Dur, op. 5o, des französischen Komponisten Adolphe Blanc (1828 - 1885), die Sonata in b-moll, op. 40/2, für Klavier des Italieners Muzio Clementi (1792 - 1832), die Tondichtung ?Après une lecture du Dante - Fantasia quasi Sonata von Franz Liszt (1811 - 1886) und - in kongenialem Zusammenspiel der Streicher und des Klaviersolisten - das Klavierquintett Nr. 3 B-Dur, op. 79bis, des Briten George Onslow (1784 - 1853). Ihre musikalische Visitenkarte, auf der eher ein breites Spektrum eher unbekannter und romantischer Meisterkompositionen vermerkt ist, präsentierte gleich zu Konzertbeginn das Ensemble Concertant Frankfurt"... mit der Aufführung des Blanc`schen Streichquintetts.Bereits beim Erklingen der ersten Streicherharmonien, eingeleitet von zart dargebotenen virtuosen Violinensoli und beantwortet vom warmen Klang von zunächst Cello und dann vom Bass, wurde dem Zuhörer deutlich, dass die excellente Reputation, die dem 1987 aus Mitgliedern des Radio-Sinfonieorchesters Frankfurt hervorgegangenen Quintett zugeschrieben wird, in jeder Hinsicht zu Recht besteht. Das Ensemble bestach bei bei sorgfältiger und ausgewogener Interpretation vor allem durch sein samtig-gefühlvolles Spiel bei insgesamt sehr kompaktem Sound. Für ein gediegen klangvolles Fundament mit ausgezeichnetem Kontrabass-Spiel sorgte - souverän agierend - Timm Johannes Trappe. Zweifellos profitierte die Intonation aber auch - da einfach strukturiert, klangschön und, salopp formuliert, einfach gefällig -, vom musikalischen Gesamtbild des Werkes. Sei es bei der Intonierung furioser Tempi und der Umsetzung klanglicher Finessen, kontrastiert von Abgleiten in idyllisch-besinnliche Melodiefolgen, sei es beim Vermitteln wehmütig-klagender Koloraturen oder bei der Intonation wunderschöner Violinen-Zwiegesänge, edler Pizzicati nicht nur des Cellos Sabine Krams`, sonern auch des Kontrabasses und vor allem im beseelten Miteinander-Musizieren im finale des Streichquartetts: es war eine melodische Darbietung mit überragender Kompetenz, intoniert mit großer handwerklicher Meisterschaft. Das Publikum dankete dem Auftritt - Balsam für die Ohren - mit verdientermaßen langanhaltendem Beifall. Dass mit Gianluca Luisis Klavierdarbietungen das Konzert in der Stadthalle noch eine Steigerung erfahren sollte, war nach dem bislang Gehörten eigentlich kaum zu erwarten. Und dennoch: Luisi unterstrich mit seinem glanzvoll-virtuosen Klavierkonzertieren, dass er zu Recht zu den - trotz seiner erst 36 Jahre hoch gelobt von Presse und Publikum - zu den derzeit überragenden Pianisten der Apennin-Halbinsel zählt. Neben dem Gewinn zahlreicher erster Preise wurde Luisi auch mit dem europäischen Preis für Piano-Didaktik geehrt und begann danach folgerichtig auch eine Lehrtätigkeit an der Klavier-Akademie von Imola. Mit der ?Sonata in b-moll,op. 40/2" von Clementi interpretierte der Solist, der die Alsfelder Konzertbühne eher bescheiden und angenehm, zurückhaltend betrat, ein eher wenig bekanntes Klavierstück aus der Vielzahl von 60 Sonaten des Komponisten, dessen beste Klavierkompositionen nach Einschätzung von Experten der Beethoven`schen Meisterschaft nahe kommen. Konzipiert in der klassischen, also dreiteiligen, Sonatensatzform, trug die von Luisi interpretierte Komposition seines italienischen Landsmannes durchaus Beethoven`sche Züge... . Atemberaubend-eindrucksvoll und mit exzellenter Fingerfertigkeit setzte Luisi die Intentionen des Komponisten präzise und authentisch um... . Nach der Pause setze Gianluca Luisi eine pianistische Duftmarke der Sonderklasse mit der Interpretation des umfangreichen ?Après une lecture du Dante" von Liszt. Liszts Intention, mit dieser symphonischen Dichtung orchestrale Klangbilder mit dem Klavier zu vermitteln, setzte der Interpret phantasiereich über alle Klangfarben genial um... .




Alsfeld Musik Art in die 18. Spielzeit gestartet

...titelt die Oberhessische Zeitung auf Seite 1 ihrer Ausgabe vom 10.10.2006 und fährt im lokalen Teil fort:

Danke an diejenigen, die es ermöglichen, dass wir diese Konzertreihe haben", sagte Bürgermeister Herbert Diestelmann zum Auftakt der 18. Spielzeit. ?Die Konzertreihe zeigt, dass es nicht nur in den hessischen Großstädten hochrangige Konzertangebote gibt", so Diestelmann... Über 100 Konzerte seien in den vergangenen 17 Jahren gespielt worden, sie hätten 10000 Kulturinteressierte verfolgt. ?Volljährig, aber immer noch jung und initiativ geblieben - das macht Alsfeld Musik Art auch in der 18. Saison aus".
Keine Unbekannten hatten die Veranstalter für den Saisonauftakt vor 220 Zuschauern   am Sonntagabend gewonnen. Pianist Wolfgang Kühnl ist gebürtiger Alsfelder, bereits vor fünf Jahren hatte er ?Alsfeld Musik Art" an der Seite des Bratschisten Felix Schwartz bereichert. Der studierte Klaviermusiker ist seit 1986 Dozent an der Universität der Künste Berlin für Solo-Korrepetition und Kammermusik, gastiert als Duo-Partner vieler Künstler auf der ganzen Welt und widmet sich mit der Gruppe ?work in progress" zeitgenössischen Werken.
Der Berliner Klarinettist Matthias Glander ist erster Solo-Klarinettist am Orchester der deutschen Staatsoper Berlin. Darüber hinaus wirkt er seit 1992 als Solo-Klarinettist des Bayreuther Festspielorchesters, spielt regelmäßig bei internationalen Musikfestivals und ist Leiter der Holzbläser des Arabisch-Israelischen West-Eastern-Divan Jugend-Orchesters von Daniel Barenboim.
Robert Schumanns Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73 markierten den Beginn eines bemerkenswerten Konzertabends. Kühnl und Glander setzten die Satzprämissen ?Zart und mit Ausdruck", ?Lebhaft, leicht" sowie ?Rasch und mit Feuer" prämissengerecht und technisch profund um. Das galt bereits für den wellenartig schwimmenden Einstieg mit hochromantischen Motiven im ersten Satz. Kecke Wiederholungen in der Klarinette und der arpeggierend aufgelöste Schluss im Klavier manifestierten die gewissenhaft Umsetzung.
Viel Bewegung brachte der agile Klarinettist in den zweiten Satz. Bei den crescendierenden Parts stampfte Matthias Glander entschieden auf, an den nachdenklichen Stellen legten die Künstler viel Einfühlungsvermögen an den Tag. Burschikose Ausbrüche leisteten sich die beiden im couragierten Schlusssatz. Mit traumwandlerischer Selbstverständlichkeit huschten sie durch den Satz, den der gebürtige Alsfelder fein nuanciert zwischen verhaltenem Mezzopiano und durchdringendem Forte zeichnete. Dem Sonaten-Duo quasi als ?intimster Form der ?Kammermusik" nahmen sich Kühnl und Glander mit der f-moll-Sonate von Johannes Brahms op. 120/1 an. Gleichzeitig schlugen sie den Bogen zu Robert Schumann, dessen Frau Clara nach seinem Tod eine Art Liebesbeziehung mit dem 14 Jahre jüngeren Brahms eingegangen sein soll. In der Interpretation der Brahms-Sonate äußerten sich die vielseitigen Facetten der Komposition: Kühnl und Glander war es ein merkliches Anliegen, in den vier Sätzen schroffe Zerissenheit, aufblitzende Hoffnung und wehleidig-verharrende Momente gleichermaßen auszukosten. Wilde, kernige Ausbrüche prägten sie ebenso entschieden wie scheue Rubati, um die Charakterfülle des Werkes in Gänze darzustellen.
Im mannigfaltigen Allegro appasionato mit der Brahms-untypisch komprimierten Durchführung von 40 Takten gegen 89 Takte Exposition wollte Glander stellenweise etwas zu viel. Im nächsten Moment nahm er sich aber wieder zurück und zeichnete überzeugende Klangbilder, wenngleich er selbst mit dem Vibrato seines Instruments nicht immer zufrieden schien. Empfindsamkeit und Nachdenklichkeit dominierten das ?Andante un poco adagio". Die umtriebig-feurige Diktion im Schluss-?Vivace" dokumentierte Kühnl mit ausladenden Gesten, während sich Glander derart verausgabte, dass es ihm von der Stirn perlte.
Neuere Musik kam im zweiten Teil des Abends zur Aufführung. Leonard Bernsteins ?Sonate für Klarientte und Klavier" kam mit teils stoischer Klavierführung als sehr getriebene Komposition und Streifzug durch die Stilformen daher. Nach dem zehrend-expressionistischen Werk reizten Kühnl und Glander Francis Poulencs ?Sonate für Klarientte und Klavier" bis ins Äußerste aus - zwischen wimmernden Tremoli, zeitweiligem Aufplustern und sprühendem Ideenreichtum. Auch zwischen diesen Komponisten bestand ein Zusammenhang: Beide waren befreundet, Bernstein hat die Poulenc-Sonate uraufgeführt.
Knapp zwei Stunden bravouröse Kammermusik bedachte das Auditorium mit derart reichhaltigem Applaus, dass es zum Abschied noch Rachmaninows ?Vocalise" op. 34/14 gab.




Konzerttausch zum Auftakt von Alsfeld Musik Art

Alsfeld (r). Am Sonntag, 8. Oktober, ist es wieder soweit: Alsfeld Musik Art eröffnet eine neue Saison. Die in ehrenamtlicher Form geführte Konzertreihe geht dann in ihre 18. Spielzeit. Das für den Auftakt vorgesehene Chor- und Orchesterkonzert musste aufgrund der Erkrankung des Chorleiters verschoben werden. Die beiden Musiker Wolfgang Kühnl (Klavier) und Matthias Glander (Klarinette) gestalten stattdessen das Eröffnungskonzert - und tauschen damit ihren für den Februar vorgesehen Konzerttermin mit den Alsfelder Ensembles. Wolfgang Kühnl und Matthias Glander haben ein spannendes Programm mit Werken von Schumann, Brahms, Poulenc und Leonard Bernstein zusammengestellt. Wolfgang Kühnl, gebürtiger Alsfelder, studierte an der Berliner Hochschule der Künste und in London und ist als Liedbegleiter - unter anderem von Dietrich Fischer-Dieskau - bekannt geworden. Matthias Glander begann seine musikalische Ausbildung an der Musikhochschule Berlin-Köpenik.
Das Konzert findet am Sonntag, 8. Oktober um 20 Uhr in der Alsfelder Stadthalle statt. Karten sind im Vorverkauf beim TCA und bei Buch 2000 sowie an der Abendkasse erhältlich. Schon erworbene Karten und Abonnements behalten trotz der Terminverschiebung ihre Gültigkeit.




ARD-Preisträger – Konzerte

Auch in dieser Konzertsaison wird Alsfeld Musik Art wieder mit einem Preisträgerkonzert aufwarten können. Seit vielen Jahren lässt uns der Hessische Rundfunk auf diese Art und Weise an den Konzerten mit jungen Künstlern teilnehmen, die bei diesem jährlich durchgeführten internationalem Wettbewerb erfolgreich abgeschnitten haben. So schreibt die deutsche Presseagentur in einer Meldung vom 12. September 2006:

Talentbörse von internationalem Ruf
Hohes Niveau beim ARD-Musikwettbewerb in München
Mit den Auszeichnungen in der Sparte Klavier ist am Sonntagabend der 55. Internationale Musikwettbewerb der ARD in München zu Ende gegangen. Den ersten Preis erhielt der US-Amerikaner Ben Kim. Zwei zweite Preise gingen an die Japanerin Hisako Kawamura und die Armenierin Marianna Shirinyan. Die Preisträger wurden mit insgesamt 107000 Euro belohnt. Insgesamt nehmen knapp 200 junge Musiker aus 42 Ländern an dem renommierten Wettbewerb teil. Sie traten in den Fächern Gesang, Klavier und Bläserquintett an.
?Das durchgängig hohe Niveau der Preisträger wie der Teilnehmer hat den Wettbewerb als wichtigste internationale Talentbörse in Deutschland bestätigt," sagte der künstlerische Leiter Axel Linstädt... In der Sparte Gesang (Lied/Konzert) gab es statt eines ersten zwei zweite Plätze, die die Deutsch-Chilenin Carolina Ullrich (Sopran) und die rumänische Mezzosopranistin Roxana Constantinescu erhielten. Zwei dritte Preise gingen an Peter Schöne (Deutschland) und Colin Balzer (Kanada).
In der Sparte Bläserquintett zeichnete die neunköpfige Jury das französische Quintett Aquilon mit dem ersten Preis, das Quintett Chantily (Deutschland/ Ungarn/ Russland) mit dem zweiten und das Weimarer Bläserquintett mit dem dritten Preis aus. Die von der Theodor-Rogler-Stiftung ausgelobten Publikumspreise gingen an Carolina Ullrich, Jun Mo Yang, Marianna Shirinyan und das Quintett Chantily. Insgesamt wurden Sonderpreise in Höhe von 33000 Euro gestiftet, darunter der traditionelle Osnabrücker Musikpreis, der an die Georgierin Kasyan ging.
Für Alsfeld musik art bleibt nun - wie jedes Jahr - die spannende Frage, welche jungen Künstler der Hessische Rundfunk für das Konzert am 21. April 2007 in der Alsfelder Stadthalle auswählen wird. Diese Konzerte werden übrigens immer vom hr mitgeschnitten. So entstehen Aufnahmen, die junge Künstler in ihren Anfangsjahren dokumentieren. Auch die inzwischen arrivierte Bratschistin Tabea Zimmermann hat so ihre Spuren in Alsfeld hinterlassen (1988).




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Abonnement wird zur Familienangelegenheit

Schon zur Tradition geworden, verlosen die Veranstalter von Alsfeld Musik Art zum jeweiligen Saisonende zwei Abonnements für die neue Saison. Stellvertretend für ihren Großvater Armin Schmidt, Elbenrod, nahm nun Anna Schmidt in Begleitung ihres Vaters die Konzertkarten für die kommende sechs Konzerte in Empfang. Im Alsfelder Rathaus überreichten Bürgermeister Diestelmann sowie Wilfried Fink und Annette Thon vom Arbeitskreis „Alsfeld Musik Art“ den Preis. „Innerhalb der Familie muss man sich nun einigen, wer denn zu dem einen oder anderen Konzertereignis gehen darf“, bemerkte Hans Jürgen Schmidt, der sich sichtlich über den Erfolg bei der Verlosung freute. In der nächsten Saison stehen sechs Konzerte auf dem Kalender, die unterschiedlichen musikalischen Interessen gerecht werden. Den Auftakt bilden am 8. Oktober die Alsfelder Ensembles Konzertchor Alsfelder Singkreis und Alsfelder Kammerorchester unter der Leitung ihrer jeweiligen Dirigenten Thomas Walter und Jörg Michael Abel und unter Mitwirkung des Alsfelder Kantors Simon Wahby. Zur Aufführung kommt ein Orgelkonzert von Georg Friedrich Händel sowie das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart, dessen 250. Geburtstag man in diesem Jahr allerorten feiert. Der Vorverkauf beginnt am 11. September bei den Vorverkaufsstellen TouristCenter Alsfeld und Buch 2000.




„Ein Genuss!“

Betrifft: Konzert des hr- Sinfonieorchesters am Donnerstag in Alsfeld.

Welch ein grandioses Werk! Das hr-Sinfonieorchester aus Frankfurt hat einmal mehr seine Vitalität und sein künstlerisches Können unter Beweis gestellt. Mit der Darbietung von Peter Tschaikowskys Spätwerk „Pathéthique“ ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen – dieses spannungsgeladene Musikstück, das mich schon vor fast vierzig Jahren auf der Langspielplatte meines Vaters zu begeistern wusste, live zu erleben. Der erfrischende junge Dirigent Gustavo Dudamel tat sein Übriges, die Energie des Werks noch zu verstärken. Bisweilen war nicht genau unterscheidbar, ob der Dirigent seine ganze Kraft in sein Orchester investiert, oder ob nicht gleichzeitig er die Energie aus dem Orchester tankt. Jedenfalls hat mich das, was ich in der Alsfelder Stadthalle erleben durfte, zutiefst erfreut, hat meine Seele berührt. Von den extremsten Ausschlägen bis zu den feinsten Verästelungen: diese sechste Sinfonie von Tschaikowsky ist eine Programmmusik, die nichts weniger abbildet, als das Leben selbst. Es beleuchtet die tiefsten Tiefen im Selbst ebenso wie die Verbindung zum Göttlichen, zum Universellen.
Ich nehme meine Begeisterung zum Anlass, den Verantwortlichen von Alsfeld Musik Art, ich nenne stellvertretend Annette Thon, herzlich zu danken für ihr unverzichtbares Engagement, für das Ermöglichen solcher Events, für die Herstellung echter Lebensqualität – ein Gewinn für die ganze Region. Alsfeld kann stolz auf diese Musik-Initiative sein. Ich bin am Donnerstag mal wieder nicht „gut unterhalten“ worden – nein: das war ein Genuss!