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Reimer von Essen (Klarinette); Paul Asaro (Klavier); Trevor Richards (Schlagzeug); Olivier Franc (Saxophon)
Foto: Martin G.Günkel

Die Energie des Swing und die Ironie des Blues

Alsfeld Musik Art: The International Trio mit Dauergast Olivier Franc begeistert in Alsfeld

Alsfeld. Swingende Rhythmen, unwiderstehliche Melodien und eine absolut belebende Wirkung – das macht die Konzerte des International Trio immer wieder aus. Mit einem großartigen Auftritt gestaltete die Band das Saisonfinale der Konzertreihe Alsfeld Musik Art. Die Resonanz war so groß, dass noch sämtliche verfügbaren Stühle in der Aula der Alsfelder Albert-Schweitzer-Schule dazugestellt werden mussten.
Der Begriff des Jazz wird ja immer wieder mit hektischer, dissonanter Musik in Verbindung gebracht, die schwer zu durchdringende Strukturen hat. Doch dieser frühe Jazz, wie ihn Louis Armstrong oder Sidney Bechet prägten, ist sehr melodisch und klar, verbindet Eingängigkeit und Tiefe. Das International Trio gehört zu den besten Bands auf diesem Gebiet und verdiente sich auch in Alsfeld Jubelrufe und Applaus im Stehen.
Der Klarinettist Reimer von Essen und der Schlagzeuger Trevor Richards gehörten 1981 zur Urbesetzung des International Trio. Die beiden hatten damals die Idee, legendäre Pioniere des Jazzklaviers nach Europa zu holen. Der erste Tastenmagier, der mit ihnen spielte, war Art Hodes, der zweite Ralph Sutton. Ihm folgte der Sidney-Bechet-Pianist Christian Azzi.
Inzwischen spielen Richards und von Essen mit jungen Meistern des Genres. An den Tasten sitzt inzwischen der US-Amerikaner Paul Asaro. René Franc, ein Schüler Sidney Bechets, war einige Jahre lang Gast des Trios. Vor zwei Jahrzehnten trat sein Sohn Olivier seine Nachfolge als Dauergast an. Seitdem hat es keine Tournee des Trios mehr ohne ihn gegeben. Im Gepäck hat er stets das originale Sopransaxophon seines Idols Bechet.
Die beiden Bläser auf der Alsfelder Bühne ergänzten einander ganz hervorragend. Reimer von Essen begeisterte mit seinem hellen, lockeren Klang. Die Art, wie er seine vielgestaltigen Melodien artikulierte, hatte viel Witz und Eleganz, und niemals spielte er auch nur eine Note zuviel.
Olivier Francs Spiel ist komplett anders, wenn auch ebenso melodiös. Meistens spielt er besagtes Sopransaxophon, aber auf ausdrücklichen Wunsch Reimer von Essens ist in jedem Programm auch ein Stück enthalten, in dem Olivier Franc zur Klarinette greift. Denn sein Vater René gehört zu von Essens Vorbildern als Klarinettist. Mit der Klarinette wird der Unterschied Francs zu von Essen besonders deutlich. Denn auch mit der Klarinette klingt Franc dunkler und hat ein wesentlich intensiveres Vibrato. Niemals jedoch ist dieses Vibrato aufdringlich. Vielmehr nutzt Franc es, um einen oft jaulenden Blueston zu erzeugen. Das im Wechsel mit von Essens luftigem Klang zu hören, machte ungeheuer viel Spaß.
Ein bisschen Akrobatik gab es auch, wenngleich die Melodien im Vordergrung standen: Als Franc bei einem der letzten Stücke mit Zirkularatmung einen Ton sehr lange hielt, gab es viel Szenenapplaus (Zirkularatmung bedeutet, dass man den Mund aufbläst und mit dieser Luft das Instrument am Klingen hält, während man bei hinten geschlossenem Mund wieder einatmet).
Das Klavierspiel von Paul Asaro war ebenfalls unwiderstehlich und sorgte oft für besondere Höhepunkte. Dieser luftige, leichte Klang, dieser lockere Swing, diese vielgestaltigen Melodien – das ist eigentlich nicht zu beschreiben. Seinem Einfallsreichtum waren keine wahrnehmbaren Grenzen gesetzt. Gerne spielte er zwischendurch ungewöhnliche Wendungen und blieb dabei dennoch dem Stil treu.
Die beiden Solostücke Asaros waren sagenhaft. „Die großen Jazzpianisten haben etwas Besonderes: Sie brauchen uns andere gar nicht“, sagte Reimer von Essen. Auch als Sänger war Asaro grandios. Er sang vollkommen entspannt und klang genauso wie Sänger auf den guten alten Jazzaufnahmen der Dreißiger. Die Leichtigkeit von Trevor Richards' Spiel macht Begleitfiguren ebenso zu großen Momenten wie seine furiosen Soli. Indem er nie härter spielt als nötig, kann sein Instrument fein schwingen. Das trägt erheblich zum Klangfarbenreichtum seines Spiels bei. Auch in Alsfeld war das so. Ein wichtiges Element des Blues verband die Musiker miteinander: Neben dem Swing war es die Ironie, die jeden Anflug von Schwermut in Luft auflöste. Auf diese Weise verzauberten sie ihr Publikum mit Titeln von „High Society“ bis „That's A Plenty“, von „Dinah“ bis „Ce Monsieur qui parle“.




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Das Publikum im ausverkauften Konzertsaal verfolgte das Konzert mit großer Begeisterung.
Foto und Text: Anja Kierblewski

Abschlusskonzert der Saison „Alsfeld Musik Art 2015/2016“

Alsfeld. Frenetischen Applaus, neidlose Anerkennung und ungezügelte Begeisterung ernteten vier Musiker bei ihrem Zwischenstopp auf ihrer Ostertournee in Alsfeld: „The International Trio“ mit Special Guest Oliver Franc aus Paris. Im Rahmen des Abschlusskonzertes der Saison „Alsfeld Musik Art 2015/2016“ spielten die ausdrucksstarken Instrumentalisten Sonntagabend vor Liebhabern von New Orleans Jazz und Harlem Swing.
Die Aula in der Sekundarstufe I des Albert-Schweitzer-Gymnasiums war bis auf den letzten Platz gefüllt – neben „einfachen Jazz-Fans“ waren auch viele Kenner und Aktive der Vogelsberger Musikszene im Publikum, die sich die 1981 als „The Art Hodes International Trio“ gegründete Jazz-Formation nicht entgehen lassen wollten.
Nach der Begrüßung durch den Veranstalter betrat zunächst Trevor Richards die Bühne und ergriff das Wort. „In den letzten 35 Jahren bin ich um diese Zeit immer unterwegs“, erzählt der gebürtige, inzwischen ältere Herr aus New Orleans, der seit einigen Jahren hier im Vogelsberger Dorf Heimertshausen lebt. „Schön, dass ich jetzt einmal mitten in der Tournee ein Heimspiel habe!“ Zu verdanken habe er dies „Chris Kramer“ – Christoph Kramer, ehemaliger Schulleiter der Gerhardt-Hauptmann-Schule Alsfeld und engagiert im Arbeitskreis „Alsfeld Musik Art“ – den er vor 30 Jahren bei einem Konzert in Alsfeld kennengelernt habe. „Aus dieser guten Freundschaft heraus ist dieser Abend entstanden…“
Eine andere Entstehungsgeschichte erzählte Reimer von Essen, der deutsche Klarinettist, der als Zweiter die Bühne betrat, von nun an die Moderation des Abends übernahm und immer wieder ein Stück Jazzgeschichte erzählte, gespickt mit eigenen Anekdoten. „Vor 35 Jahren saßen Trevor und ich zusammen, hörten alte Platten und beschlossen kurzerhand die großen Jazzmusiker nach Deutschland zu holen!“ – mit „The International Trio“ ist ihnen dies geglückt.
„The International Trio” wurde 1981 als „The Art Hodes International Trio“ gegründet und war bis 1991 mit einem der bedeutendsten Jazz-Pianisten überhaupt, Art Hodes, in Konzerten und auf Schallplatten zu hören. Art Hodes starb 1993 im Alter von 86 Jahren. Seitdem nahmen andere Pianisten von Weltrang seinen Platz ein, vor allem zehn Jahre lang Ralph Sutton. Nach acht Jahren mit Sidney Bechets ehemaligem Pianisten Christian Azzi und sechs Jahren mit dem New Orleans Piano-Star David Boeddinghaus zieht nun mit Paul Asaro ein weiterer Weltklasse-Pianist aus Chicago in das Trio ein – in Alsfeld war er das erste Mal zu erleben.
Als einen „Leuchtturm“ der Jazz-Musik stellte von Essen den Chicagoer vor, als er ihn auf die Bühne bat. Zunächst spielte die aktuelle Besetzung des Trios ein Stück alleine, bevor „Special Guest“ Olivier Franc ins Scheinwerferlicht trat. Mit sichtbarer Spielfreude, ausdrucksstarker Mimik und enormer Bühnenpräsenz zog der Vollblutmusiker die Blicke der Zuschauer auf sich. Zu Recht: Olivier Franc – Sohn des Altmeisters und Bechet-Schülers René Franc – ist ein mittlerweile weltberühmter Solist im Bechet-Stil, Träger des „Prix Sidney Bechet“ und nun schon lange mit dem International Trio verbunden, wovon fünf gemeinsame CDs zeugen. Als bislang einziger Europäer wurde er im Lincoln Center in New York als Solist verpflichtet. In Frankreich gewinnt er allmählich den Status einer Legende.Ihr erstes Stück zu viert war an diesem Abend der Jazz-Klassiker „Dinah“, gefolgt vom dem Straßensong „Four or Five Times“, der von „Dingen im Leben handelt, die man nicht nur einmal machen möchte“ – so Reimer von Essen, der als profilierter Kenner der New-Orleans-Tradition immer wieder sein Wissen mit in die Anmoderationen einflocht. Mit „Willie the Weeper“ spielte das Jazz-Quartett eine Version von Louis Armstrong, mit welcher er 1927 berühmt wurde. Beeindruckend – immer wieder – wie von Essens Klarinette und Francs Sopransaxophon einander umrankten. Mal improvisierten sie mehrstimmig, mal Unisono zum rhythmischen Bass des Drummers Trevor Richards, der sensibel und mit unheimlichem Gefühl für „time“ sowie Präzision trommelte. Selten brach Letzterer aus seiner routinierten Trommel-Figur heraus, seine wenigen Soli des Abends waren der Bewunderung aber wert. Auch der junge Paul Asoro, der inzwischen zu den versierten Vertretern des anspruchsvollen Stride-Piano- und Ragtime-Stils aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert gehört, war beeindruckend. Mit einem feinen Gespür mischte er die Tradition des Zweihand-Spiels mit den komplizierten Bassläufen der linken und den synkopierten Figuren der rechten Hand in den Höhen zu einem persönlichen Stil. Gerade im dem Stück „Charleston Rag“ des berühmten Jazz-Komponisten James Hubert „Eubie“ Blake begeisterte er mit wechselnden Tempi und sperrigen Akkordfolgen, die sicher präsentiert für die Virtuosität des Künstlers sprachen. Mit seiner Version des „Liebesliedes eines Gepäckträgers“ sorgte Asoro mit leicht gepresster Kopfstimme auch als Sänger für Abwechslung im rund zweistündigen Programm. Reimer von Essen – zentrale Persönlichkeit des traditionellen Jazz in Deutschland, Bandleader der Barrelhouse Jazzband und mit dieser auch schon mehrfach in Alsfeld gewesen – zog sich an dem Abend immer wieder bescheiden zurück aus dem Scheinwerferlicht. Der authentische Bewahrer der Stilistik Sidney Bechets brachte dennoch immer wieder auf den Punkt, seine Klarinette zum Singen, Jauchzen, Jubeln aber auch Weinen. Der hinreißende Nuancenreichtum seines Spiels begeisterte – genauso wie das seines Kollegen Franc am Saxophon, der mit seiner Komposition „Mathilde“ – gewidmet seiner gleichnamigen Nichte – gefühlvoll aufspielte.
Zum Schluss des Abends hatte das Jazz-Quartett sich in die Herzen der Zuhörer gespielt, die eine Zugabe forderten und diese fetzig präsentiert bekamen. Im August schon kann es ein Wiedersehen geben – zumindest mit dem Schlagzeuger Trevor Richards, der in seiner Wahlheimat Heimertshausen wie in den vergangenen Jahren zum Jazzabend in „Stamms Scheune“ einlädt.




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Mark Steinberg (erste Violine), Serena Canin (zweite Violine), Nina Maria Lee (Violoncello)
und Misha Amory (Viola) sind das New Yorker Brentano String Quartet.
Foto: Martin G.Günkel

Momente voller Verlorenheit

Alsfeld Musik Art: Brentano String Quartet aus New York gastierte in Albert-Schweitzer-Schule

Alsfeld. Streichquartett-Musik gilt als schwierig – für Komponisten, Interpreten und Zuhörer gleichermaßen. Sie kann nämlich schnell langweilig werden. Umso mehr Spaß macht sie,wenn ihre scheinbar vorhanden Beschränkungen in den Klangfarben überwunden werden und bunte musikalische Erzählungen hingezaubert werden. Genau das gelingt dem Brentano String Quartet aus New York, als es in der Konzertreihe Alsfeld Musik Art gastiert.
Mit Musik von Haydn, Schostakowitsch und Dvorák bereiten sie dem Publikum in der nahezu vollbesetzten Aula der Alsfelder Albert-Schweitzer-Schule einen Abend, der schöner nicht sein könnte. Das Ensemble besteht aus Mark Steinberg (erste Violine), Serena Canin (zweite Violine), Misha Amory (Viola) und Nina Maria Lee (Violoncello).
Streichquartett-Musik hat als Fundament keinen Kontrabass, sondern „nur“ die Tenorstimme des Cellos. Deutlich andere Klangfarben als die von Streichinstrumenten – zum Beispiel Klavier oder Bläser – sind auch nicht da. Komponisten und Interpreten müssen dieser Besetzung also wirklich das Maximum an Farben und Dynamik entlocken, um für eine kurzweilige Musik zu sorgen. Wenn das gelingt, ist das ein faszinierendes Element – zusätzlich zur Musik an sich.
Mit Joseph Haydns Streichquartett Nr. 39 fis-Moll op. 50, Nr. 4 (Hob. III: 47) von 1787 eröffnen die Musiker den Abend. Von der ersten Sekunde an ist es faszinierend, wie elegant sie diese Komposition spielen, ohne sie dabei jemals glatt klingen zu lassen. Der zweite Satz ist höchst entspannt – ohne dass die Musik jemals dahinplätschert. Insbesondere der langsame Satz hat irgendwie eine nächtliche Atmosphäre, das ist richtig schön. Locker und sehr positiv wirkt der dritte Satz. Im letzten Satz wird der Ton etwas rauer, aber durchaus mit Witz.
Die Musiker haben eine der alten Sitzordnungen gewählt (von links): erste Geige, zweite Geige, Cello, Bratsche. Mit dieser Sitzordnung ist auch Haydns eigenes Quartett auf einem Gemälde abgebildet. Eine andere ältere Sitzordnung sieht so aus (von links): erste Geige, Cello, Bratsche, zweite Geige. Indem die höher klingenden Instrumente auf beide Seiten verteilt werden, entsteht ein größerer und offenerer Klang, als wenn das Cello rechts außen platziert ist. Dies wurde vor rund sieben Jahrzehnten üblich, mit Rücksicht auf die damals schlechte Tontechnik – und auf Monoplatten war das ja auch egal. Auf Stereoplatten und erst recht im Konzertsaal macht das viel aus. Kammerensembles und Orchester entdecken zum Glück diese Stereo-Sitzordnungen wieder. Dmitri Schostakowitschs Streichquartett Nr. 14 Fis-Dur op. 142 von 1973 bildet einen starken Kontrast zu der Haydn-Komposition. Der erste Satz klingt mit seiner Fetzenstruktur aufgewühlt. Wenn Ruhe in die Musik kommt, schwingt dennoch eine gewisse Unsicherheit mit, eine unterdrückte Ängstlichkeit. Im zweiten Satz lässt Schostakowitsch ein Gefühl der Verlorenheit entstehen. Wenn es zu einem Aufbäumen kommt, wirkt das irgendwie erschöpft und wie mit letzten (emotionalen) Kräften. Oft spielt eines der Instrumente alleine, was das Gefühl der Einsamkeit und des Verlassenseins noch unterstreicht. Das setzen die Musiker mit unglaublicher Tiefe um. Auch die Hektik des dritten Satzes mit seinen stark ineinander verwobenen Fetzen ist packend. Auch hier gibt es immer wieder ruhige Momente voller Verlorenheit.
Nach der Pause spielen die Musiker das Streichquartett C-Dur op. 61 von Antonín Dvorák. Ganz entspannt beginnt der erste Satz, ehe er sich steigert und dann richtig groß und schön klingt. Allein schon der Farbenreichtum, mit dem die Musiker zu Werke gehen, macht richtig Freude. Zudem gestalten sie schöne Übergänge zwischen leisen, verspielen Passagen und riesigen Momenten mit kraftvoller Bewegung. Mal energetisch, mal entspannt ist der zweite, langsame Satz. Ihm folgt ein ziemlich episches Scherzo, ehe es im Finale noch einmal ganz besonders zur Sache geht. Oft dreht Dvorák in diesem Satz dann noch einmal richtig auf, wenn nach etlichen Takten der Beruhigung kaum noch jemand damit rechnen dürfte. Unter anderem dieses Spiel mit Überraschungen setzen die Musiker genial in Szene. Als Dankeschön für den zu Recht großen Beifall spielen sie einen Dvorák-Walzer als Zugabe – und machen bei diesem vermeintlich kleinen Tanz noch einmal ein großes Fass auf.




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Der Bariton-Sänger Andrè Schuen (stehend) und der Pianist Daniel Heide gastierten bei
Alsfeld Musik Art mit einer bewegenden Aufführung von Franz Schuberts „Winterreise“.
Foto: Christoph Kramer

Musik, die tief betroffen macht

Alsfeld Musik Art: Bariton-Sänger Andrè Schuen und Pianist Daniel Heide führen Schuberts "Winterreise" auf

Alsfeld. Totenstille herrscht in den vollbesetzten Besucherreihen in der Aula der Alsfelder Albert-Schweitzer-Schule. Nicht, weil 'man' eben in einem Konzert stillsitzt, sondern weil diese Aufführung von Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ betroffen macht. Der Bariton-Sänger Andrè Schuen und der Pianist Daniel Heide sorgen mit ihrer Interpretation für einen Höhepunkt in der Konzertreihe Alsfeld Musik Art.
Die 24 Lieder des Zyklus erzählen in der Ich-Perspektive von einem Mann, der seine Geliebte verlässt und auf seiner Wanderung durch den kalten Winter seiner psychischen Erkrankung ausgeliefert ist. Wie bei Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“, stammen die Liedtexte von Wilhelm Müller. Beide Zyklen haben eines gemeinsam: Schubert und Müller lassen den Zuhörer niemals aus der Wahrnehmung des Ich-Erzählers heraus. Das hat zur Folge, dass man nie genau sagen kann, was tatsächlich passiert, dass man also Wahn und Wirklichkeit nicht auseinanderhalten kann.
Andrè Schuen und Daniel Heide schaffen es, diese Wahrnehmung in allen denkbaren Facetten zu vermitteln. Über den gesamten Zyklus legen sie eine gewaltige Steigerung hin und vollziehen nach, wie der Protagonist immer tiefer in die Depression rutscht. Die ersten paar Lieder klingen ein wenig kultiviert. Es scheint, als wolle sich der Ich-Erzähler in ihrer Interpretation nicht das Ausmaß seines psychischen Zustandes eingestehen.
Doch im siebten Lied, „Auf dem Flusse“, kann der Protagonist nicht mehr anders. „Mein Herz, in diesem Bache / Erkennst du nun dein Bild?“, heißt es da. Er muss sich damit konfrontieren, wie es ihm tatsächlich geht. In diesem Moment spricht aus Schuens Stimme ein gewaltiger Schmerz, das 'Kultivierte' ist weg. Im nächsten Lied kommt dem Wanderer die schöne Erinnerung daran hoch, wie er sich in die verlassene Geliebte verliebt hat. Schuen und Heide lassen das kein bisschen positiv wirken, sondern ihr Vortrag wirkt gehetzt. So wird das Wahnhafte im Ausdruck immer größer, ehe gleich anschließend im „Irrlicht“-Lied der Wahnsinn offen thematisiert wird.
Als der Wanderer einmal rastet, kehr äußerlich Ruhe ein, doch es liegt etwas Beklemmendes in der Luft. Auch sonst drückt die Musik oft eine innere Leere aus, die kaum zu ertragen ist. Wenn dieses emotionale Vakuum weicht, dann meist einem großen Schmerz. Manchmal begegnet der Wanderer seinem Zustand mit Trotz und auch einer gewissen Selbstironie, doch das läuft stets ins Leere, mündet immer wieder in Resignation. Wie beide Musiker gemeinsam diese Geschichte erlebbar machen, lässt sich kaum beschreiben. Ihr Zusammenspiel, ihr Ausdruck, ihre Klangfarben – all das bringt einem den Menschen in diesen Liedern nahe.
Das Beklemmende weicht für große Teile des Liedes „Die Krähe“. Als es um den Todesvogel geht, wählt Schubert am Anfang wunderschöne, märchenhafte Klänge und Melodien. Der Schrei des Wanderers nach Treue – noch im selben Lied – ist dann wieder voller Schmerz. Das Lied über den Totenacker lassen die beiden Interpreten groß, warm und tröstend klingen.
Wie gesagt: Was außerhalb der Wahrnehmung des Wanderes passiert, ist unklar. Der Leiermann, dem er am Ende begegnet, könnte der Tod sein. Oder ein ebenso kaputter Mensch, in dem der Wanderer einen Freund findet. Unter anderem wegen dieser Uneindeutigkeit ist das Schlusslied unheimlich.
Ein ganz großes Werk in einer ganz großen Interpretation – danach eine passende Zugabe zu geben, erscheint unmöglich. Aber auch das gelingt Andrè Schuen und Daniel Heide. Sie wählen „Wanderers Nachtlied“ von Schubert. „Warte nur, balde ruhest du auch“, heißt es darin. Nach der „Winterreise“ klingt das noch mehr als sonst nach einem Lied über den Tod. Und es ist in der Interpretation der beiden eine Ruhe, die im Zyklus niemals eingekehrt ist. Dass ein Sänger und ein Flügel so leise sein können, sollte man kaum für möglich halten. Für manch einen Konzertbesucher ist der Kampf mit den Tränen nun endgültig verloren.




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Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters spielten ein zu Recht umjubeltes Kammerkonzert in der Reihe Alsfeld Musik Art.
Foto: Martin G.Günkel

Gewaltige Emotionen

Schubert: Musiker des hr-Sinfonieorchesters spielten Kammerkonzert bei Alsfeld Musik Art

Alsfeld. Franz Schubert verbindet eine gewaltige Emotionalität mit einem raffinierten Spiel mit den Erwartungen der Zuhörer. Um das wiederzugeben und mit Leben zu erfüllen, müssen Interpreten alles geben. Genau das taten Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters bei ihrem Kammerkonzert in der Reihe Alsfeld Musik Art. Die Besucher in der vollbesetzten Aula der Alsfelder Albert-Schweitzer-Schule waren zu Recht begeistert.
Die Musiker waren die Geiger Andrea Kim und Maximilian Junghanns, der Bratschist Peter Zelienka, die Cellistin Christiane Steppan, der Bassist Boguslaw Furtok, der Klarinettist Zlátan Kovács, der Fagottist Daniel Mohrmann und der Hornist Michael Armbruster. Ehe Schuberts Oktett F-Dur D 803 erklang, war Ludwig van Beethovens Septett in Es-Dur op. 20 zu hören.
Auch bei der Beethoven-Komposition faszinierte von Anfang an das feine Zusammenspiel der Musiker. Sie gingen an die dynamischen Grenzen ihrer Instrumente – nach oben wie nach unten. So erzeugten sie wunderbare Kontraste. Sie verstanden es, Rauheit und Eleganz ideal miteinander zu verbinden. Kraftvolle Momente entfalteten ihre Wirkung deshalb, weil die leisen Momente genauso konsequent gestaltet waren. Man sah und hörte, wie viel Spaß die Musiker hatten – und dieser Spaß übertrug sich auf das Publikum. Immer wieder konnte man noch einmal richtig Lust bekommen, mitzuwippen.
Die Musiker hatten eine gute Sitzordnung gewählt: Geige, Bratsche, Cello, Bass, Horn, Fagott, Klarinette. Dadurch gaben sie die zentralen melodischen Dialoge im Stück in Stereo wieder, und das klangliche Fundament befand sich in der Mitte. Es gibt zwar auch dialogische Strukturen innerhalb der Streicher- beziehungsweise der Bläsergruppe, doch die Wechselspiele zwischen den beiden Gruppen sind die auffälligsten. Die gleiche Sitzordnung wählten sie auch bei Schubert, mit der nun dazukommenden zweiten Geige neben der ersten.
Der Titel des Konzerts lautete „Septett versus Oktett“, doch entscheidender als der Unterschied zwischen der Siebener- und der Achterbesetzung ist der zwischen Beethoven und Schubert. Die Erwartungshaltungen, mit denen Schubert spielt, speisen sich stark aus Hörerfahrungen mit Beethovens Musik. Beethovens Spiel mit Spannung und Entspannung ist auf die Dauer meist absehbar, Schubert setzt viel auf Überraschungen.
Der Titel des Konzerts lautete „Septett versus Oktett“, doch entscheidender als der Unterschied zwischen der Siebener- und der Achterbesetzung ist der zwischen Beethoven und Schubert. Die Erwartungshaltungen, mit denen Schubert spielt, speisen sich stark aus Hörerfahrungen mit Beethovens Musik. Beethovens Spiel mit Spannung und Entspannung ist auf die Dauer meist absehbar, Schubert setzt viel auf Überraschungen.
Das F-Dur-Oktett ähnelt in vielerlei Hinsicht Schuberts großer C-Dur-Symphonie. In beiden Werken kommen durchaus vergleichbare Figuren vor. Auch in der Erzählstrategie sind sie einander ähnlich. Sie sind nicht so extrem wie etwa die unvollendete Symphonie, die Horror und Schönheit zu einer geradezu irritierenden Einheit verschmelzen lässt. Aber beide haben eine niemals so ganz absehbare emotionale Entwicklung.
So, wie die Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters dieses Werk spielten, kam es, wie gesagt, ganz zur Geltung. Während der Darbietung war das ungeheuer spannend und mitreißend. Das lässt sich eigentlich nicht beschreiben. Hier nur ein paar markante Aspekte. Es ging damit los, wie die Musiker die langsame Einleitung des Kopfsatzes groß klingen und in sich ruhen ließen, ehe sie den schnellen Hauptteil mit einer elektrisierenden Energie auf die Bretter zauberten. Wie schon bei Beethovens Septett entstanden die kraftvollen, rauen Momente durch Kontraste zu sanften Passagen. Der vierte Satz ist ein Variationssatz mit einem Thema, das absichtlich ein wenig betulich wirkt – ehe die Variationen die verblüffendsten Formen annehmen. Die letzte davon ist dramatisch, hat aber auch ein gewisses Augenzwinkern. Der fünfte Satz ist Musik zum Entspannen. Dann endet die Komposition mit einem furiosen Finale mit gelegentlichen Blicken in Abgründe. Denen wiederum setzt Schubert einen gewissen Trotz entgegen.
Nach dieser packenden emotionalen Achterbahnfahrt waren Musiker und Publikum geschafft. Da konnte man es dem Ensemble nicht verübeln, dass es keine Zugabe spielte – abgesehen von der Frage, was man auf so eine in jeder Hinsicht riesenhafte Schubert-Komposition noch folgen lassen kann.




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Dem Konzertchor sowie den Gesangs- und Instrumentalsolisten gelang im Saal der Stadtmission eine ganz große Aufführung.
Foto: Martin G.Günkel

Spannend vom Anfang bis zum Ende

Musik Art: Alsfelder Konzertchor und Solisten begeisterten ihr Publikum

Alsfeld. Zum Besten und Großartigsten, was Musiker schaffen können, gehören Aufführungen von Werken, die viele tolle Einzelmomente bieten, aber insgesamt kaum einen roten Faden. Genau so etwas gelang dem Alsfelder Konzertchor gemeinsam mit mehreren Gesangs- und Instrumentalsolisten unter der Leitung von Thomas Walter. In der Reihe Alsfeld Musik Art führten sie die „Petite Messe solennelle“ von Gioacchino Rossini auf. Zum 20-jährigen Bestehen der Alsfelder Stadtmission spielten sie in deren Saal.
Die Gesangssolisten waren Gabriele Hierdeis (Sopran), Birgit Schmickler (Alt), Han-Bo Jeon (Tenor) und Thomas Wiegand (Bass). Alexander Urvalov hatte den Klavierpart übernommen, Carsten Hohl spielte das Harmonium. Allein schon bei der Instrumentaleinleitung des „Kyrie“ begeisterte das Zusammenspiel der beiden Instrumentalisten. Das pulsierende Klavier und die Blockakkorde des Harmoniums griffen sagenhaft gut ineinander.
Nach einigen Takten legte sich der Chor wunderbar darüber. Zunächst klang er herrlich filigran, ehe er den Klang an der richtigen Stelle dicker werden ließ. Beim „Christe eleison“ innerhalb dieses Anfangssatzes kam der Chor a cappella zum Einsatz und mit viel Polyphonie. Die Arbeit des Chors und aller anderen Beteiligten mit Dynamik war voller Ausdruck und unglaublich faszinierend. Rossini hat da keine allzu schwere Musik geschrieben für die Verhältnisse dieses Gnadenrufes am Beginn der katholischen Messe. So, wie die Interpreten das darboten, vermisste man die Schwere auch nicht. Auch sonst passen Text und Musik in Rossinis Komposition nicht immer ganz zusammen. Darauf kam es aber überhaupt nicht an. So, wie die Musik ist, nahmen die Interpreten sie ernst – und hatten dadurch ihre Besucher im vollbesetzten Saal von Anfang bis zum Ende auf ihrer Seite.
Da machten auch die Gesangs- und Instrumentalsolisten ganze Arbeit. Denn gerade bei ihren Nummern wollte Rossini offenbar jede erdenkliche melodische Variation aus jeder kleinen Textzeile herausholen und schrieb sie entsprechend lang. Weil alle Solisten herrlich mit Laut und Leise arbeiteten, stellten sie in diesen langen Nummern Spannungsbögen her, durch die das Ganze jederzeit faszinierend blieb. Die Akustik des Stadtmissionssaales ist vollkommen trocken und ohne jeden Hall. So wurde der Klang niemals matschig. Zugleich wäre er aber auch nicht geschönt worden, wenn er das gebraucht hätte – aber er brauchte es nicht. Die Beteiligten kamen bestens mit dem trockenen Raumklang klar und boten eine Wärme und Klangfülle, für die manch anderer doch gerne auf eine Prise Hall zurückgreift. Zum Klang trug neben dem ausgezeichneten Gesang auch die Aufstellung des Chors bei. Die Männer standen vorne in der Mitte, alle Frauen stimmen waren um sie herum platziert. Das ergab einen schönen großen Klang mit dem Fundament im Zentrum. Zudem legte das Stereo-Effekte in Rossinis Komposition frei.
Im „Credo“ wurde besonders schön deutlich, wie der Chor mit Kontrasten zwischen bombastischen und sehr sanften Klängen arbeiten kann. Diese Kontrastarbeit setzten sie einige Takte später auch in Zusammenarbeit mit dem Solistenquartett fort. Das „Crucifixus“ („gekreuzigt“) innerhalb des „Credo“ ist extrem locker und leicht – und ein besonders markantes Beispiel dafür, wie Text und Musik in dieser Komposition augenscheinlich nicht zusammenpassen. Gabriele Hierdeis und ihre Begleiter legten gleichwohl eine glaubwürdige Interpretation hin.
Glaubwürdig war die Interpretation auch deshalb, weil alle Beteiligten sichtbar und hörbar viel Spaß hatten – und den ließen sie auf ihr Publikum übergehen. Für den zu Recht großen und langanhaltenden Beifall bedankten sich die Interpreten mit einer Zugabe. Sie wiederholten einen fetzigen Abschnitt aus dem „Gloria“, wobei die Gesangssolisten mit dem Chor mitsangen.




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Foto: Martin G.Günkel

Aberwitziges mit Liszt, Tom und Jerry.
So titelt die Oberhessische Zeitung zum Konzert von Yukema Nakagawa

Musik Art: Die Pianistin Yukema Nakagawa spielte zum Saisonauftakt der Reihe Alsfeld Musik Art /Filigrane Töne

Alsfeld. Den Klavierton von Yukema Nakagawa kann man unter Hunderten von Pianisten erkennen. Mit ihm schafft es die 2001 geborene Musikerin, unter anderem aus Kompositionen Franz Liszts spannende Erzählungen zu machen. Zum Saisonauftakt der Konzertreihe Alsfeld Musik Art gastierte sie in der Aula der Alsbert-Schweitzer-Schule vor einem zu Recht begeisterten Publikum.
Mit zwei Werken Domenico Scarlattis eröffnete Yumeka Nakagawa ihr Programm: den Sonaten in E-Dur, K 162 und in A-Dur, K39. Gleich zu Anfang fiel ihr extrem filigraner Ton auf. Niemals versuchte sie, mit einem dicken Ton spektakuläre Effekte zu erzielen, sondern immer stellte sie die Hauptmelodie in den Mittelpunkt und hielt die anderen Stimmen etwas leiser - und das, ohne sie jemals zu verwischen. Die Klarheit ihres Spiels war bemerkenswert.
Bei Ludwig van Beethovens Sonate c-Moll op. 13 ließ sie sich von dem Beinamen "Pathétique" nicht dazu verführen, sich in dicken Sounds zu ergehen und einzig das Spektakuläre in dieser Musik zu suchen. Sie hielt ihr filigranes Spiel durch und schaffte es gerade dadurch, ihrer Faszination für diese Musik und ihrer Liebe zu ihr Ausdruck zu verleihen. Ihre Arbeit mit Laut und Leise war dabei ebenso präzise wie ihre Art der Linienführung. Frédéric Chopins Ballade in As-Dur op. 47 ist auch ein Werk, von dem sich Pianisten gerne zum Angeben hätten verführen lassen. Yukema Nakagawa aber nicht. Auch hier hielt sie den filigranen Ton durch.

Nach der Pause widmete sich die Musikerin zwei Spätromantikern: Johannes Brahms und Franz Liszt. Von Brahms spielte sie das Capriccio in h-Moll op 76 Nr. 2. Dabei gelang ihr mit ihrem Spiel eine ideale Verbindung zwischen Verspieltheit und Eleganz. Die Fröhlichkeit dieser Musik wirkte ansteckend.
Franz Liszts Konzertetüde Nr. 3 f-Moll mit dem Beinamen "La Legierezza" war - wie viele Werke dieses Komponisten - ein wahres Feuerwerk. Nicht einmal wäre Yukema Nakagawa dabei im Entferntesten der Versuchung erlegen, klanglich dick aufzutragen. Sie blieb bei ihrem wunderbar eigenständigen Ton, und gerade das kam Liszts Musik zugute. Die schnellsten Läufe waren jederzeit klar und nachvollziehbar. Während viele Pianisten - auch mit jahrelanger Erfahrung - aus Liszts Stücken reine Zirkusnummern machen, waren sie bei Yukema Nakagawa Erzählungen. Die Konzertetüde klang oftmals ganz besonders warm, und das Gleiche galt auch für den darauffolgenden "Liebestraum" Nr 3 in As-dur vom selben Komponisten. Dies Musik war als das erlebbar, was der Titel verspricht, denn die Emotionalität von Yukema Nakagawas Interpretation war echt. Da war nichts von der dick aufgetragenen Sentimentalität, mit der das Stück immer wieder zu hören ist.
Zum Abschluss des "offiziellen Teils" gab es Franz Liszts zweite Ungarische Rhapsodie, ein noch größeres Feuerwerk als alles Bisherige. In bewährter Weise spielte sie mit ihrem filigranen Ton und ließ bei Kraft und Lautstärke viel Platz nach oben - um den dann auch in den richtigen Momenten zu nutzen. Gerade dadurch kamen die spektakulären Momente richtig gut zur Geltung. Sie waren auch niemals reine Show, sondern Teil einer überaus stimmigen, lebendigen und belegenden musikalischen Erzählung. Klarheit und Emotionalität gingen da Hand in Hand. Der musikalische Humor, den sie zudem bot, war grandios.
Das Gleiche galt für die beiden Zugaben. Die erste war "Hummelflug" von Rimski-Korsakow. Auch hier verwischte sie niemals die Klänge der aberwitzig schnellen Läufe, sondern das Stück war jederzeit nachvollziehbar und ungeheuer witzig. "Tom und Jerry", geschrieben von der japanischen Komponistin Hiromi Uehara, war so eine Art Hochgeschwindigkeits-Ragtime mit einer kleinen Portion Liszt-Stil. Zwischen Kater Tom und Maus Jerry ließ Yukema Nakagawa es hoch hergehen, man sah die beiden direkt vor sich, wie sie einander die aberwitzigsten Streiche spielten.